Plattdeutschbeauftragter

Ein „Plattdeutschbeauftragter“ für die Gemeinde Ostrhauderfehn -
oder: „Vörsörgen – Stön geven – Umsetten!“


„Wat sall dat nu denn all weer?“, wird sich der eine oder andere fragen: „Wi proten doch elke dag Platt, de up d’Gemeent sööl’n sück beter um anner Saken kümmern, as um so wat!“
Auch für diesen sympatisch-skeptischen Personenkreis wird sich das Ehrenamt des Plattdeutschbeauftragten als nützlich erweisen, wie sich aus den anschließenden Ausführungen ergibt.

Die Aufgaben eines Plattdeutschbeauftragten lassen sich wie folgt umreißen:

a) Unterstützung des Projektes „Plattdütsk bi d’Arbeid“ (Vörsörgen).

Der Arbeitskreis „Tweesprakig Gemeente“ bei der Ostfriesischen Landschaft befasste sich bereits vor rund 20 Jahren u.a. damit, dass der Bürger, wenn er das Rathaus aufsucht, auch in der ihm vertrauten plattdeutschen Sprache sein Anliegen erledigen kann. Damit das auch in 10 oder 15 Jahren noch gewährleistet ist, muss schon heute darauf geachtet werden, dass auch dann noch eine ausreichende Zahl Mitarbeiter im Rathaus arbeitet, die Plattdeutsch verstehen und sprechen können. Das aufmerksame Verfolgen dieser Entwicklung und die Unterstützung von entsprechenden Planungen in den Gemeinden ist eine der Aufgaben der Plattdeutschbeauftragten.

b) Für Fragen der Bürger zum Thema „Plattdeutsch“ als Ansprechpartner zur Verfügung stehen (Stön geven).

Die eine oder andere Frage zum Umgang mit der Muttersprache stellt sich oft unverhofft, und dann ist es gut, eine zentrale Anlaufstelle in der Gemeinde zu haben, die mit Rat und Tat zur Seite stehen kann und die entsprechenden Standardwerke griffbereit hat.

c) Die Umsetzung der Europäischen Charta für Regional- und Minderheitensprachen vorantreiben (Umsetten).

Seit dem 1. Januar 1999 ist die „Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen in Kraft. Diese Charta erkennt u. a. das Niederdeutsche bzw. Plattdeutsche auf europäischer Ebene als erhaltenswerte Regionalsprache an. Die niedersächsische Landesregierung hat sich verpflichtet, im Rahmen des geltenden Rechts eine Reihe von Schutz- und Fördermaßnahmen u. a. zugunsten des Plattdeutschen vorzuhalten. Die Verpflichtungen für den Bereich der Verwaltungsbehörden sind im Artikel 10 der genannten Charta enthalten. Die Umsetzung dieser nun schon nahezu zwei Jahrzehnte alten Charta zu unterstützen und voranzutreiben, soll nach dem Wunsch der Ostfriesischen Landschaft eine weitere Aufgabe des „Plattdütskbeupdragten“ sein.

Die Ostfriesische Landschaft -Plattdütskbüro- trat im Juli 2008 an alle Behörden in Ostfriesland heran und bat darum, eine Plattdeutschbeauftragte / einen Plattdeutschbeauftragten zu benennen, wenn möglich aus dem festen Personal. Auch wurde um einen Organbeschluss gebeten, um den politischen Willen zu verdeutlichen.

Dieser Vorschlag fiel bei der Gemeinde Ostrhauderfehn auf fruchtbaren Boden, es wurden sozusagen „Open Dören inlopen“ (offene Türen eingerannt). Und so beschloss der Rat am 25. September 2008 einstimmig, dem Vorschlag der Verwaltung und der Empfehlung des Verwaltungsausschusses folgend, Joachim Feldkamp vom Hauptamt der Gemeinde mit dieser Aufgabe zu beauftragen. Ab 01.01.2024 übernimmt Burchard Esders das Amt des Plattdeutschbeauftragten.

Aktion: Septembermaant ist Plaatdüütsmant

„Septembermaant is Plattdüütskmaant“, das wird auch in diesem Jahr so sein. Und wie jedes Jahr  wird mit der Aktion etwas dafür getan, dass das Plattdeutsche „in aller Munde“ bleibt und kommt.
2024 steht der Plattdüütskmaant unter dem Motto „Mitnanner för Platt!“ Das Motto soll darauf aufmerksam machen, dass gemeinsam mit vielen Akteuren für die ostfriesische Regionalsprache geworben wird und in den vergangenen Jahren „mitnanner“ das Image der Sprache stark verbessert werden konnte.
Die positive Grundeinstellung zur plattdeutschen Sprache habe die Umfrage zur plattdeutschen Sprach- und Verstehenskompetenz, die 2023 im Plattdüütskmaant durchgeführt wurde, bestätigt. 97 % der knapp 2700 Befragten können sich Ostfriesland nicht ohne Plattdeutsch vorstellen.

Die Ostfriesische Landschaft in Aurich mit ihrem Plattdüütskbüro und die Plattdeutschbeauftragten (PB) in den Gemeinden und Landkreisen in Ostfriesland haben sich auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Aktionen überlegt und vorbereitet und arbeiten so daran mit, dass die plattdeutsche Sprache wieder den ihr zustehenden Platz in unserer Gesellschaft erhält.
Im Landkreis Leer haben sich unter der Leitung der PB des Landkreises die Städte und Gemeinden zusammengetan und führen die Aktion „Platt bi d’Arbeid“ weiter, die helfen soll, dass im alltäglichen Leben in den Geschäften und Betrieben wieder mehr Wert auf das Platt sprechen gelegt wird. Es genügt schon, wenn einfach mal wieder ins Bewusstsein gerückt wird, dass es noch andere Sprachen neben dem Hochdeutschen gibt.
An jedem Tag des Monats September wird in unserer Gemeinde in einem Geschäft ein Plakat aufgestellt werden, das ausweist, dass hier (auch) heute Platt gesprochen werden darf. In jedem teilnehmenden Geschäft bei dieser Aktion, soll soweit möglich und erwünscht und der Kunde damit einverstanden ist, mit ihm auf und/oder über Plattdeutsch gesprochen werden. Niemand wird gezwungen, aber jeder ist herzlich eingeladen, so gut es geht mitzumachen.

Im Septembermonat 2024 wird in ganz Ostfriesland wieder viel mit und um das Niederdeutsche auf die Beine gestellt. An vielen Stellen rühren sich wieder fleißige Hände und es werden neue und gute Ideen hervorgebracht und umgesetzt, damit die nicht nur der Kommunikation dienende sondern auch Identität stiftende Ostfriesensprache noch lange zu hören ist.

Wenn dem Einen oder Anderen noch etwas einfällt, was die Förderung der Muttersprache vieler Ostfriesen voranbringen könnte, so soll dieser seine Ideen und Anregungen gerne den Plattdeutschbeauftragten der Gemeinden oder des Landkreises mitteilen. Anregungen sind immer willkommen.

=> www.ostfriesischelandschaft.de